Schätzungen zufolge verwendet ein erwachsener Mensch täglich zwischen 6 (Männer) und 12 (Frauen) Kosmetikprodukte – und jedes davon enthält mehrere bis sogar Dutzende Inhaltsstoffe. Müssen wir uns deshalb Sorgen machen?
Kosmetikinhaltsstoffe – wie sicher sind sie wirklich?
Kosmetika in der Europäischen Union unterliegen strengen Vorschriften. Jeder Inhaltsstoff muss eine Sicherheitsbewertung bestehen, und seine Konzentration ist gesetzlich genau geregelt. Das bedeutet: Bei sachgemäßer Anwendung gelten Kosmetika als gesundheitlich unbedenklich. Dennoch gibt es Stoffe, die immer wieder in der Kritik stehen – werfen wir einen genaueren Blick darauf.
1. Parabene – Konservierungsstoffe im Fokus
Parabene schützen Kosmetika vor Bakterien- und Pilzbefall. Obwohl ihre Spuren in Tumorgewebe gefunden wurden, gibt es keinen wissenschaftlichen Beweis dafür, dass Parabene Krebs auslösen. Das Europäische Wissenschaftliche Komitee für Verbrauchersicherheit (SCCS) stuft bestimmte Parabene (z. B. Methylparaben und Ethylparaben) in erlaubten Konzentrationen als sicher ein.
2. Phthalate – Einschränkungen im Sinne der Gesundheit
Einige Phthalate, etwa in Parfums und Nagellacken, können das Hormonsystem beeinflussen. Viele davon wurden in der EU verboten oder stark eingeschränkt. Aktuell verwendete Phthalate wie DEP (Diethylphthalat) gelten in niedrigen Dosen als unbedenklich. Dennoch wird Schwangeren zur Vorsicht geraten.
3. Sulfate (SLS, SLES) – Reinigung mit Reizpotenzial
Sulfate sorgen für Schaum, können aber bei hoher Konzentration oder langfristiger Anwendung Haut und Schleimhäute reizen oder austrocknen. Deshalb werden sie zunehmend durch mildere Tenside ersetzt – besonders in Produkten für Kinder und empfindliche Haut.
4. UV-Filter – notwendiger Schutz in Maßen
UV-Filter wie Oxybenzon schützen die Haut vor schädlicher UV-Strahlung. Einige Studien weisen auf eine hormonähnliche Wirkung hin, doch fehlt der Beweis für eine Gesundheitsgefahr in kosmetischen Mengen. In der EU ist der Gehalt auf max. 6 % begrenzt. Eine Alternative bieten mineralische Filter wie Zinkoxid.
5. Aluminium in Antitranspirantien – Mythos vs. Realität
Aluminium verringert die Schweißproduktion und wird daher in Antitranspirantien eingesetzt. Trotz häufiger Bedenken gibt es keine wissenschaftlich fundierten Hinweise auf einen Zusammenhang mit Alzheimer oder Brustkrebs. Organisationen wie die WHO und die EFSA bestätigen die Sicherheit innerhalb der festgelegten Grenzwerte.
6. Fluorid – Freund oder Feind?
Fluorid kommt in Zahnpasten vor und schützt wirksam vor Karies. Übermäßige Aufnahme – besonders bei Kindern – kann laut einigen Studien die neurologische Entwicklung beeinträchtigen. In der EU sind die Gehalte jedoch streng reguliert und als sicher eingestuft.
7. Duftstoffe und Farbstoffe – Allergien als reales Risiko
Viele Duft- und Farbstoffe gelten als sicher, können aber bei empfindlichen Personen allergische Reaktionen auslösen. Laut EU-Vorgaben müssen häufig allergieauslösende Duftstoffe in der Inhaltsstoffliste angegeben werden. Wer zu Allergien neigt, sollte Produktdeklarationen genau lesen.
Sollten wir Angst vor Kosmetika haben?
Nein. Aber wir sollten uns bewusst sein, was wir auf unsere Haut auftragen – passende Produkte wählen, reizende Stoffe meiden und auf Reaktionen achten. Inhaltsstoffe sind nicht grundsätzlich schlecht. Wissen und bewusste Entscheidungen sind der Schlüssel.
Für viele sind Naturkosmetika eine attraktive Alternative – und das zu Recht.
Zertifizierte Naturkosmetikprodukte verzichten auf synthetische Zusätze wie aggressive Tenside, künstliche Konservierungsstoffe oder Duftstoffe, die häufig für Irritationen verantwortlich sind. Die vereinfachten Rezepturen und die begrenzte Auswahl an Rohstoffen sorgen für mehr Transparenz und Kontrolle.
Das ist auch ein Grund, warum immer mehr Menschen Kosmetik selbst herstellen – sie kennen jeden Inhaltsstoff, dosieren bewusst und passen die Formulierung individuell an. So entsteht eine Pflege mit echtem Bewusstsein – und im Einklang mit der eigenen Haut.